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238/2016 - soziale Teilhabe an Basiskörperfunktionen


Nun habe ich schon in so manchem Hotel auf meinen indischen Dienstreisen übernachtet. Und es stellt sich mir die Frage: Gibt es so etwas wie einen roten Faden, ein Standard, an den sich alle Hotels halten, ein Service, der ungefragt dem Gast zur Verfügung steht, die indische Spezialität? Umsonstinternet? Schokolädchen auf dem Kissen? Unklaubare Kleiderbügel? Spezial-Item in der Minibar?

Es ist das Klotelefon. Ein Telefon, welches so angebracht ist, dass es alleine zum Telefonieren taugt, während man auf Klo sitzt. Ein normales Hotelzimmer ohne Klotelefon scheint es nicht zu geben. 

Ist es nicht grob unhöflich, mit jemandem zu telefonieren, während ich auf Klo sitze? Wie dringend muss jemand einen Anruf erwarten, oder etwas von der Rezeption oder Hotelküche wollen, um dies zu rechtfertigen? 

In seinem Buch "Russendisko" beschreibt Vladimir Kaminer, wie in einem Klub in Berlin ein Russe neben ihm im Waschraum gleichzeitig kotzt und telefoniert. Wie ungeniert geht der Mensch mit bestimmten Körperfunktionen um? Aus dem antiken Rom sind die Überreste der Latrinen erhalten, bei denen selbstverständlich nebeneinander ohne Sichtschutz gesessen und das Geschäft verrichtet wurde. Jetzt also 2000 Jahre später der gemeinsame Klogang via Telefonverbindung.

Foto: Das Klotelefon eines Hotels in Chennai.