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235/2016 - Ameisen Teil 2 | Die Welt der kleinen Krabbler


Das Gebäude aus den 60ern in dem wir in Delhi wohnen ist ein zeitloses Stück Bauhaus Architektur. Klare Kante, hell, praktisch und logisch. Aber die Gebäudesubstanz ist deutlich in die Jahre gekommen. Die große Hitze und die Luftfeuchtigkeit erzeugen Biomasse und Getier im Power-Modus. Und wenn Flora und Fauna mitwohnt, tut dies der Physis des menschlichen Habitats selten gut. Es gibt mittlerweile verborgen hinter den Wänden und Decken ein zweites für den Menschen unsichtbares Gebäude. In den Ecken und zwischen den Fugen, hinter den Ritzen und unter den Türschwellen zeigt sich diese Welt der versteckten Gänge und kleinen Lebewesen. 

Und da wohnen sie, die Ameisenvölker. Reingefressen in die Türzargen. Durchgebohrt in die Hohlräume unter den Kacheln und Bodenfliesen. Die Ameisen können außerdem stolz auf ein unsichtbares System aus linearen Versorgungsinfrastrukturen in unserem Haus blicken. Sie haben sichere Routen angelegt, um zu den Hotspots der Nahrungsversorgung zu gelangen. Hochgeschwindigkeitstrassen hinter den Fußleisten und gesicherte Fluchtrouten über den Schränken entlang zu ihren Höhlen. 

Die Küche und der Esstisch sind die wichtigsten Orte, wo für Ameisen Brauchbares abfällt - bei zwei kleinen Kindern eine Versorgungsgarantie. Immer liegen Krümel oder Essensreste herum. Es ist uns daher generell kaum möglich die Ameisen komplett loszuwerden. Wir haben uns also halbwegs mit den Ameisen arrangiert. Nur den Esstisch und Stellen mit extremem Ameisenbefall bekämpfen wir aktiv. Dazu mehr im letzten Teil des großen Ameisendreiteilers. 

Foto: Ameise beim vorsätzlichen Mundraub