Beim Management der kommunalen Flüchtlingsunterbringung in Heide war ein Thema immer wieder das Klöchen. Stundenlang haben wir in Sitzungen gesessen und erörtert, wie man das Thema Klo und Flüchtling in den Griff bekommen könnte. Von überall hörte man Schlimmes. "Die Frauen hocken sich ja mit ihren Füßen auf die Klobrille." Der Flüchtling, der mysteriöse Klogänger. "In den Unterkünften sind praktisch jeden Tag die Klos verstopft - die spülen die kompletten Rollen runter." Komisch, daß dann in der Realität und fernab der Mutmaßungen doch irgendwie alles glatt lief.
Sag mir wie Du aufs Klo gehst, und ich sag Dir was für ein Arsch Du bist. Wir (ich sag' mal wir) sind ganz vorne dabei. Auf Klo Papier zu benutzen ist nämlich nicht so die Weltidee. Und dann auch noch flauschig und doppelt chlorgebleicht mit Duft, Blümchenmuster und Wasserzeichenprägung. Gehts eigentlich noch? Verursacht Müll. Verschwendet Ressourcen. Versaut die Umwelt. Verstopft die Kanalisation oder stellt diese zumindest vor schwierige Aufgaben. (Jeden Tag explodiert in irgendeinem Entwicklungsland ein Klärwerk, weil Touristen Papier ins Klo werfen.) Ist nur mässig hygienisch. Ist teuer. (Von dem Geld was ein deutsches Renterehepaar mit Blasenschwäche monatlich für Klopapier ausgibt, kann eine zwölfköpfige indische Familie acht Monate fürstlich leben.)
In Delhi hängt neben jedem Klo ein kleiner Wasserschlauch mit Düse und Drückhahn am Ende. Auch in unserer Wohnung sind alle Klos damit ausgestattet. Podusche. Saubere Sache. Nachhaltig. Ressourcenschonend. So geht Arschabwischen (bzw. -abbrausen) im 21. Jahrhundert.
Zeit, da mal beim nächsten Griff zur Rolle drüber nachzudenken. "Consider the environment before wiping your ass" - sollte per EU-Verordnung auf jedes Blatt Klopapier aufgedruckt und eingeprägt sein - mit abschreckenden Bildern von explodierten Klärwerken. Aber Umgewöhnung ist vermutlich nicht leicht. Poreinigung ist eine Kulturtechnik, die genetisch weitervererbt wird. Ich persönlich würde aus dem Grunde nicht im Traum daran denken jemals auf die Papierrolle zu verzichten. Aber schlau drüber schreiben und onprangering geht schon.
Foto: Demarkationslinie der Poreinigungstechniken im heimischen Haushalt (Klöchen).