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146/2016 - zykloniger Empfang in Odissa



Wieder ist es eine eintägige Dienstreise, die mich quer über Indien fliegen lässt. Diesmal geht es nach Bhubaneshwar der Landeshauptstadt vom Bundesstaat Odissa im Osten Indiens. Nachdem die Dienstgeschäfte und Meetings in verschiedenen bundesstaatlichen Einrichtungen erledigt sind, habe ich etwas Aufenthaltszeit im örtlichen (internationalen!) Flughafen. Das Gebäude ist geprägt durch eine mächtige Dachkonstruktion aus geschwungenen Stahlfachwerkträgern. 

Die letzten Tage, so hört man in den Medien, tobte schon der ein oder andere heftige Sturm über Odissa hinweg. Zyklone. Heute ist es den Tag über hell und schwülwarm bei etwa 42 Grad. Alles ruhig. Ich sitze bei Chole Bhature mit Pepsi als einziger Gast im Flughafenrestaurant im Obergeschoss und kann von oben in die Ankunftshalle blicken, als sich merklich der Himmel verfinstert. Zunächst braungelb. Dann einfach nur schwarz. Erste Windböen peitschen über das Dach und rütteln an den Fenstern. Der Kellner empfiehlt mir mit Blick nach oben meinen Tischplatz unter dem hohen Dach zu verlassen, und stattdessen unter einen Bereich mit zusätzlicher Geschossdecke zu kommen. Ich lehne mit einem Grinsen ab, und verweise darauf, dass ich zum einen Vertrauen in die dicke Stahlkonstruktion habe, und ich zum anderen mit einigen Regentropfen, die vielleicht hindurchtropfen leben kann.

Aber dann gehts richtig los. Binnen weniger Augenblicke steht draußen das Flugfeld unter Wasser und schwere Sturmböen zerren an den Stahlblechen und Überkopffenstern der Dachkonstruktion. Es scheppert überall. Der Strom ist längs ausgefallen. Alles ist duster und ich habe mich schleunigst zum Kellner in den sicheren Bereich gerettet. Dann reißt es tatsächlich irgendwo im Gebäude hörbar Teile der Dachkonstruktion heraus. Die großen frei hängenden Werbebanner in der Halle werden hin und her geweht. Das Sicherheitspersonal evakuiert unten hektisch den Ankunftsbereich. Alle wartenden Fluggäste werden aus der großen Halle in die innen liegenden Gebäudeteile gebracht, während ich an meiner Pepsi nuckel und von oben mit dem Restaurantpersonal zusehe. 

Nach zwanzig Minuten ist das Naturspektakel vorbei. Es wird wieder hell. Zeit für mich, einen Chai zu ordern. Irgendwann sind Strom, Fernsehen und Internet wieder da. Die Scherben werden zusammengefegt und der Flughafenbetrieb geht in den Normalmodus.

Foto: Ankunfshalle des Flughafens in Bhubaneshwar / Odissa. Nicht sichtbar: hinter dem Horizont lauert der Tropensturm.