Tamarinde hört sich nach Borke an. Staubig. Brüchig-porös. Herb-trocken. Auf dem Tisch steht ein Glas Tamarindenmus von Fabindia. Das Etikett zeigt Tamarindenschoten. Vertrocknet. Hutzelig. Vergnurpselt. Und ich stelle mir jeden Morgen aufs Neue die Fragen, ob es in der Sonne getrocknete Rattenexkremente sind, die so aussehen, oder ob es eher das Gewölle eines Uhus ist. Aber irgendwo in dieser Kategorie von Dingen ist die Gestalt von Tamarindenschoten anzusiedeln.
"Schachtelhalm! Süss und saftig! Lecker Schachtelhalm, jetzt kaufen!"
(Helge Schneider)
Wie soll daraus Marmelade entstehen? Ein Frühstücksbrotaufstrich, der auch noch sehr lecker ist. Leckerer als Borke, Rattenexkremente oder Uhugewölle, da werden mir sogar Uhugewöllexperten zustimmen. Es ist die perfekte Mischung aus Grafschafter Goldsaft und Pflaumenmus. Süßlich und zugleich ziemlich sauer. Streichzart aber nicht tropfend. Tiefbraun, und trotzdem von magisch-transzendenter Transluzenz.
Wikipedia weiß, dass sich der Name von "indischer Dattel" ableitet. "Tamar Hindi". Sauerdattel. Das dunkelbraune bis schwarze Sekret in der Schote hat einen hohen Gehalt an Weinsäure. Ein Prosit auf Sauerdattelmus!
Bild: Etikett des oben erwähnten Lebensmittels.
