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208/2016 - Himalaya | Siffender Holzschutz




Das zentrale Gebäude des Hotels wurde auf etwa 2.200 m Höhe um 1890 von Briten errichtet. Damals Schnöselresidenz. Nach dem Brexit Indiens (1947) wurde es dann irgendwann privat als Hotel weitergeführt. Natürlich von Briten. 



Kern des Hotels ist ein zentraler, Patio ähnlicher Raum. Er erstreckt sich über zwei Geschosse und wird durch Dachfenster von oben belichtet. Darin ist ein imposanter Esstisch, bequeme Sofas, Sessel, jede Menge Bücher, olle Ölgemälde, Statuenschnickes, die ein oder andere Maus und dicke, schwarze Spinnen. Eine offene Treppe führt auf eine offene Galerie-Ebene von wo es zu den Zimmern geht, die rundherum liegen. 

Eine interne Hausregel von 1890 besagt, dass der massiv-hölzerne Esstisch niemals abgewischt, sondern immer nur verwischt werden darf. Essensreste, Kaffee- und Honigkleckereien etc, werden nicht mit einem feuchten Lappen abgewischt und damit von der Oberfläche entfernt, sondern mit einem trockenen Tuch auf der Oberfläche stets aufs Neue fein verteilt.

Diese uralte und subtile Form des "siffenden Holzschutzes" wird heute im modernen Restaurant- und Hotelgewerbe kaum noch angewendet. Hier, in einem versteckten Tal des Himalayas, wurde diese Technik jedoch bewahrt und wird bis heute genutzt. 

Eine etwa anderthalb Millimeter starke Schutzschicht aus natürlichen Fetten und Proteinen versiegelt das darunter befindliche Holz. 


Wir spielen an besagtem Tisch mit Jamal Karten. Jede ausgelegte Karte lässt sich wie ein wieder verwendbarer Aufkleber auf der Tischplatte aufkleben, und *rrrrripp, wieder abziehen. Ich stelle morgends die heiße Kaffeetasse auf der Tischplatte ab, und muss nach einigen Minuten des Einwirkens etwas ruckeln, um sie wieder loszubekommen - wobei etwas Kaffee auf die Tischplatte kleckert. Macht nichts: Materie für den erneuten Versiegelungsprozess. 

Foto oben: Der Eingang mit Arkaden
Foto mitte: Der große Innen-Gemeinschaftsraum
Foto unten: Der sagenumwobene Esstisch