Direkt zum Hauptbereich

196/2016 - Geschäftsreise Delhi - Eschborn - Delhi Tag 1/3


Die  64 kg Freigepäck für den Hinflug nach Deutschland werden wie folgt genutzt:
0,5 kg Persönliche Effekte (Kulturvortäuschungstasche mit Kleinkram drin, Sonnenbrille, Klappmesser, Teelichter)
63,5 kg Post, die mittels einer Filiale der Deutschen Post AG von deutschem Boden verschickt werden soll.

Eiskalter Taxitransfer zum schwer bewachten Terminal 3 des Indira Ghandi Flughafens. Dreiviertel der gesamten Wartezeiten (Checkin, Security, Passkontrolle, Boarding) verbucht die Kontrolle vor dem Haupteingang des Flughafens. Der nette Herr mit dem Kampfanzug und dem geschulterten Sturmgewehr tut nur seinen Job: er gleicht mit einem Kugelschreiber die Daten von Flugticket, Pass und den tatsächlichen Abflügen ab, indem er im Flugticket kleine Häckchen neben Vorname, Nachname, Mittelname, Flugnummer, Destination usw. macht. 

Innen gewohnt schäbig, wie sich diese Orte als reine Warenpräsentations- und Werbefläche verkaufen. Internationale Flughäfen könnten voller Eleganz und Magie sein. Und nicht selten sind sie ja auch so entworfen und gebaut. Aber mit dem Innenausbau und der Vermarktung wirds verhorstet. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass jeder Shoppingfernsehkanal, der irgendwelchen China-Ramsch verhökert, inzwischen dezenter auftritt. 

Und dann will natürlich der entspannte Konsum gut gesichert sein. Neben dem fein gedeckten Kaffeetischchen von Starbucks befindet sich das MG Nest No 46. Hinter einer schulterhohen Platte aus Spezialstahl mit mittigem Schuss- und Guckloch steht der Kampfkollege des Herren von der Eingangskontrolle mit gleicher Ausrüstung. (Ich habe mal nachgeschaut: laut Wikipedia kann sein Schießgerät im "Burstmodus" 16 Schüsse pro Sekunde abgeben) Derart bewacht schlürfe ich tiefenentspannt meinen fair gehandelten Kaffee und male mir aus, wie ein Feuergefecht zwischen Starbucks und McDonalds am anderen Ende des Gangs aussehen würde. 

Wenig später unterhält sich die Cabin Crew im Großraumflugzeug in der Bordküche auf Deutsch. "Sag mal Sabine, ist es eigentlich so, dass jeder Inder mindestens einmal in seinem Leben im Taj Mahal gewesen sein muss?" Sabines saubere Antwort: "Ja, das ist so wie bei uns Neuschwanstein."

Foto: "Und es war Sommer, und ich war 42"- Wehmut beim Anblick eines sommerlichen Kornfelds mit Randbewaldung und vorgelagerter Bundesstraßentrasse.