Profis gehen nicht ohne Handtuch aus dem Haus. Mehr noch: Sie haben es immer parat. Immer in Griffweite. Die sich daraus ergebenden Lebensvorteile sind evident. Hier in Indien gilt dies einmal mehr. Ganz allgemein: die Situationen - Lebensmomente über den Tag verteilt - in denen hier ein schönes, flauschiges, dickes Frottee-Handtuch von großem Nutzen ist, überwiegen.
Der indische Staat weiss es und die Menschen wissen es auch. Alles Profis. Am 25. Mai, dem Welthandtuchtag, ist hier die Hölle los.
Ich besuche verschiedene Ministerien und bundesstaatliche Einrichtungen unter dem Vorwand irgendwas mit Entwicklungszusammenarbeit zu machen. Ich sehe kaum einen Bürostuhl auf dem nicht ein Frotteehandtuch sauber ausgebreitet zurechtgelegt ist. Mit einem "Government Car" fährt man mich durch die Gegend und der gesamte Innenraum ist akkurat mit frischen, dicken Handtüchern drappiert und ausgekleidet. Als ich im flauschigen Frottee des Rücksitzes versinke, schließe ich lasziv die Augen und summe unweigerlich die Lenor Melodie in die schwüle Hitze des frühen Tages. Nach einem Unfall mit hässlichem Personenschaden brauchen bei diesem Fahrzeug nur die Handtücher entfernt werden, und schon ist der Wagen Innen wie neu.
Der Teeverkäufer auf der Straße nutzt sein Handtuch mit der gleichen Selbstverständlichkeit mit der es der Mann am Obststand über seiner Schulter trägt. Und ein großer Teil der anderen 1,3 Milliarden Inderinnen und Inder tut es ihnen gleich.
Die Nation folgt dabei ihrem großen Gründungsvater Gandhi, "Bapu", einem großen, leidenschaftlichen (Hand-) Tuchträger, der - muss ich es erwähnen? - natürlich Douglas Adams Fan war. Und immer am 25. Mai eines jeden Jahres, lächelt Bapu voller Stolz auf sein Land herab.
Foto: Der Kühlschrank mit gekühlten und angefeuchteten Minihandtüchern. Jamal zeigt wie es geht.
