Aua! Die Höhe fetzt. Von 13 m.ü.M (Heide, Rüsdorf) auf 4.000 m.ü.M (El Alto) zu reisen, bringt je nach Typ körperliche Nebeneffekte mit sich, die schmerzen. Die ersten 2 Stunden sind noch ok und ggf. lustig, die dann folgenden 46 Stunden können kritisch sein. Kopfschmerzen und starke Übelkeit sind Hauptbeschwerden, die gerne auftreten. Aber es gibt Abhilfe! Kokatee, ein Getränk, welches kaum typischer für Bolivien sein könnte, ist der Retter in der Not bei Höhenkrankheit (Sorojchi).
Wo kaufen?
Die Kokablätter als Basis dieses Tees bekommt man in Bolivien auf jedem gut sortierten Markt, oder einfach in der Straße angeboten. Ein kleiner Beutel kostet etwa 5 Bolivianos (60 Eurocent). In jedem Supermarkt gibt es zudem Kokatee in gewohnter Beutelform von den großen Teeproduzenten Boliviens (ja, Bolivien produziert auch sehr ordentlichen Schwarztee!) in formal korrekter Verpackung mit modernem Grafikdesign.
Geschmack
Die Blätter haben, wenn man sie aus dem Beutel holt einen grasig-herben Geruch. Der Tee ist fertig zubereitet hell durchsichtig grün. Der Geschmack entspricht dem eines Kräutertees und ist wie auch der Geruch grasig und leicht bitter. Für meinen Geschmack kein Tee, den ich freiwillig wegen des Genusses würde trinken wollen. Aber muss ja.
Das Kokablatt
Die Kokapflanze spielt in der traditionellen Medizin und der Kultur der Anden eine gewichtige Rolle. Die Pflanze ist Zugleich Kultur-, Heil-, und Nutzpflanze. In kaum einem Haushalt in La Paz fehlen Kokablätter. Bei Kopfschmerzen werden sie in feuchtem Zustand auf die Stirn geklebt. Die Yatiris (Wahrsager) werfen Kokablätter auf ein Tuch und lesen daraus die Zukunft. Es gibt Shampoos und Zahnpasta mit Kokablattbestandteilen, usw, usf. Die heilende Wirkung gerade im Hinblick auf Beschwerden, die mit der Höhe zu tun haben, sind wissenschaftlich nachgewiesen. Deutlich abzugrenzen sind Pflanze und Blatt vom Kokain. "Coca no es Cocaina!" (Koka ist nicht Kokain) ist ein Claim, der unterstreicht, dass Kokain eine chemisch aus dem Kokablatt gewonnene Substanz ist. Man könnte viel und ausführlich darüber schreiben, wie absurd und sinnlos ein internationales Verbot dieser Pflanze ist. Ich spare mir das an dieser Stelle.
Wie konsumieren?
Mein inzwischen bewährtes Rezept für die ersten paar Tage in der Höhe ist wie folgt: in einer ein Liter Kanne einen starken Kokatee gemischt mit grünem Tee zubereiten. Davon über den Tag verteilt mindestens drei Liter trinken. Der Tee kann auch lauwarm oder kalt getrunken werden. Kaffee und Milch komplett meiden. Leicht essen. Nach 17.00 Uhr nichts essen. Kein Alkohol in dieser Zeit. Körperliche Anstrengung meiden. Dann gehts auch mit der Höhe.
Koka extrem
Arbeiter, die hier in der Höhe anstrengende körperliche Tätigkeiten verrichten, konsumieren Koka in der Regel anders: Sie stecken die Blätter direkt in den Mund und behalten sie über lange Zeit als dickes Paket in der Backentasche. Dazu wird ein spezieller Kalk gegessen, der das wirksame Alkaloid besser aus dem Blatt herauslöst. Die aufputschende Wirkung, die dem Körper zu mehr Kraft und Ausdauer in der Höhe verhilft, tritt so noch deutlicher und anhaltender hervor.
Video: Das Video zeigt die Zubereitung des Tees und den Kauf der Blätter auf unserem lokalen Markt in Chasquipampa mit Kommentaren von Jamal und mir.