Zur Karnevalszeit tritt er massenhaft im Stadtbild von La Paz auf: der Pepino. Übersetzt "Gurke", sieht er aus wie ein Clown, und verhält sich doch komplett anders. Und warum bewerfen sich alle gerade mit Wasserbomben? Hier ist die Geschichte zu einer der zentralen Figuren im Karneval von La Paz.
Am Anfang des Karnevals wird der Pepino in einer Zeremonie zum Leben erweckt. Parallel wird die Figur "el chuta" mit der Karnevalskönigin ("la reina del carnaval") verheiratet. Und am Ende des Karnevals in La Paz wird der Pepino auf dem Zentralfriedhof symbolisch zu Grabe getragen, indem ein Pepinokostüm beerdigt wird. Hauptsächlich tritt er bei den großen Karnevalsumzügen und den parallel stattfindenden Parties auf.
Das lokal hergestellte Kostüm besteht üblicherweise aus drei Teilen und kostet in normaler Ausführung zwischen 10 und 20 Euro. Der Anzug als Einteiler, die Kopfmaske und der umgehangene Beutel machen den Pepino komplett. Im Beutel führt er Konfetti ("mistura"), Luftschlangen ("serpentinas"), ein Krachmacher namens "mata suegra" (Schwiegermuttertöter), manchmal Mehl und weitere Utensilien mit sich. Dies sind die Werkzeuge mit denen der Pepino seine Haupttätigkeit ausführt: zu nerven. Er will nicht komisch sein, sondern er will die Menschen nerven, stören und belästigen. Er bewirft sie mit Konfetti und Luftschlangen und macht mit der "mata suegra" nervige Geräusche direkt an ihren Ohren und schlägt sie damit ebenso. Und die reagieren darauf, indem sie ihn mit Wasserpistolen und Wasserbomben fortjagen.
Die Schlacht kann beginnen! Es ist "Carnaval"!
In den Straßen von La Paz ist man während der Karnevalszeit vor solchen Wasserangriffen nirgendwo sicher. Diese Schlachten finden auch fernab der Umzüge, und fernab von Pepinos statt. Es ist dann einfach ein Sommerspaß. In anderen Landesteilen wird sogar mit Eiern und Farbbeuteln geworfen. Jugendliche und Kinder bilden kleine Banden, die mit Wasserbomben, Wasserpistolen und Wasserspritzen bewaffnet umherziehen und sich vor allem gegenseitig bekriegen. Sie befüllen meist die Wasserbomben mit sehr wenig Wasser, um sie härter und weiter werfen zu können. Ganze Pickupladeflächen werden voller Wasserbomben geladen und direkt von dort abgeworfen. Überall lassen sich die Utensilien zur Wasserschlacht kaufen - sogar fertig befüllte Wasserbomben in Plastiktüten. Offene Autofenster werden gnadenlos beschossen, und manchmal werden sogar unverschlossene Autotüren aufgerissen, um die Insassen zu durchnässen.
Wir haben uns Pepinokostüme gekauft, ebenso wie Wasserbomben und Wasserpistolen. Auf gehts in die Stadt! Und die Knöpfe von den Autotüren, die bleiben schön unten!
Foto: Unsere Pepinokostüme (ohne Masken). Diese bestehen aus (Flaggen-) Stoff aus 100% Chinaplastik. Leider gibt es die Kostüme noch nicht aus fair gehandelter Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau.
