Er war der Knut-Wuchtig unter den Spiegeln. Sowohl die Dimensionierung als auch die Materialität und Ausführung haben Maßstäbe gesetzt - wenn nicht sogar eine völlig eigene Gattung von Spiegeln definiert. Eine Gattung, deren einziges Exemplar er, der MOZ-Spiegel, war. Nun ist seine Zeit abgelaufen, und er nimmt den Weg alles irdischen Daseins - teils in die Restmülltonne der Dithmarscher Abfallwirtschaft GmbH, teils als Teilelieferant für die Reparatur von Seekisten.
Ich hatte ihn im Jahre 2008 in Mosambik aus ungehobelten Eukalyptusholzbrettern zusammengetischlert. Der Rahmen alleine wog genug, um die Bandscheiben singen zu lassen. Das Spiegelglas, extrem dünnes und sich sanft wellendes Chinaspiegelglas, hatte ich mit viel Silikon auf eine traditionelle Strohmatte als Unterkonstruktion gebappt. In Heide hing der Spiegel bis heute abend an zwei Schwerlastketten und -Haken in unserem Eingangsflur. Wir sagen `Danke´ für die gute Zeit zusammen. Danke für die Stärkung der Rückenmuskulatur, wenn wir mir Dir umgezogen sind, und Dich umhängen mussten. Danke für das stets leicht verzerrte Spiegelbild. Danke für die Splitter, die wir uns an Dir beim Staubwischen gerissen haben.
Video: Rückbau des MOZ-Spiegels / Zeitraffer