Direkt zum Hauptbereich

332/2016 - Brägenbrummgrüße aus Moskau

 

Unsere Schlafzimmer liegen fünf Stufen oberhalb des Niveaus der restlichen Wohnung. Die kleine Marmortreppe als Verbindungsgang hat eine lichte Durchgangshöhe von 194 Zentimetern. Die obere Begrenzung bildet eine scharfe Betonkante. Ich messe laut Passdokument offizielle 193 Zentimeter. Bis auf diese Engstelle, die mir und meiner Frisur bislang noch nie Probleme bereitet hat, ist die Wohnung ansonsten ausreichend großzügig bemessen.


Es soll zu einer Seminarwoche nach Freiburg gehen. Der große Reisekoffer muss zur Eingangstür gewuchtet werden. Auf genannter Treppe hole ich tief Luft und reisse den Koffer mit einem kräftigen Durchstrecken meiner Körperspannung nach oben. Für einen kurzen Moment messe ich vom Scheitel zur Zehspitze 195 Zentimeter - dies natürlich genau an der Stelle des Treppendurchgangs mit der Durchgangshöhe von 194 Zentimetern. Stahlbeton durchdringt Fleisch und Knochen.


Rumms!


So habe ich mir schon lange nicht mehr die Rübe angerammt. Es brummt und wummert und der Nachhall mit Rückkoppelungspfeiffen weilt über 12 Stunden. Zu Hause lindert das Trösten der Familie noch den Schmerz, der sich überlagert mit dem Verlust von Fídel. Doch dann wird brillanterweise mein Lufthansaflug wegen Lufthansastreik nun von Aeroflott bedient. Dies mit Zwischenstopp im verschneiten Moskau. Und schon nach dem vierten Wodka Espresso in der moskauer Flughafenlounge stellen sich die Vibrationen im Brägenkasten wieder auf Normalwerte ein, so dass ich der russischen Flugbegleiterin Elena (logisch) beim Boarding gen Deutschland mit gewohnter Fluggastfreundlichkeit begegnen kann (Foto).