Der Monsun in Tamil Nadu bereichert die Tage im Oktober mit warm dampfenden Nieselmomenten. Fein zerstobene Regenspritzer bedecken alles mit warmem Nass und machen, dass die Farben glitzernd leuchten.
Nach dreitägigem Workshop geht es auf dem Weg zurück zum Flughafen noch schnell auf einen Abstecher zu einem Monument mit nationaler Bedeutung. Der reich verzierte Rumpelbus setzt uns bei einer uralten Tempelanlage direkt am Strand von Mahaballipuram ab.
Eines der Wunder an diesem Ort ist “Krishnans Butterball” (Krishnas Butterkugel), ein mächtiger, kugelförmiger Granitfelsen, der auf einem bedrohlich schrägen Untergrund aberwitzig balanciert und nicht wegrollt. Auf dem Weg dorthin mache ich mit einem der Teilnehmer Witze, dass der Felsen ja sicher mit einem Stahlanker befestigt, und sowieso vermutlich hohl und aus Kunststoff in Granitoptik von indischen Ingenieuren nett erdacht sei. Vehement wird darauf bestanden, dass es natürlich ein echter Felsen sei, der nur weil die Götter es so wollen, genau so dastehe, wie er eben dastehe. Die Situation ist lustig entspannt, und es scheint ok, dass ich noch etwas weiter meine Späße treibe (“... ich kratze mal etwas Granitlack ab, und dann werden wir ja sehen …”)
Nach den Selfies am Fuße des Felsens wollen wir noch nach oben gehen, um das Teil anzufassen. Ich entscheide mich die nass-glitschige Granitschräge zum “Butterball” halb krabbelnd hoch zu laufen, um den Weg außen herum abzukürzen. Ich frage mich noch, wieso ich der einzige bin, der auf die grandiose Idee der Abkürzung gekommen ist, während sich kleine Wasserrinnsale rechts und links von mir kreuz und quer über den glitschigen Felsuntergrund ergießen. Irgendwann auf der Hälfte der Strecke verlieren meine Lederschuhe den Halt und ich rutsche in Surferhaltung die Schräge herunter. Nach ca. 6 Metern lande ich am Fuße des Felsens laut schreiend in einer knietiefen Schmodderpfütze. Einzig mein Kopf bleibt dabei halbwegs trocken. Und der weiche Schmodder verhindert, dass ich mich verletze.
Die herbei geeilten Kolleginnen und Kollegen erkundigen sich ausgiebig und sorgend nach meinem Befinden und ich frage mich, ob sie im Stillen gedacht haben, dass hier eventuell die Götter ihre Hand im Spiel hatten? Tun die sowas (die Götter)? - zu arg spöttelnde deutsche Experten in Schmodderpfützen schubsen? Derlei Fragen beschäftigen mich noch viel später, während ich mir zurück in Chennai auf der Flughafentoilette schon wieder trockene Klamotten anziehe und immer noch grinsen muss.
Foto: Krishnas Butterball in Mahaballipuram, Tamil Nadu / Indien.