Im virtuellen E-Mail- und Whatsapp Zeitalter ist es doch wunderbar, noch Briefpost zu erhalten. Mir ist es immer eine große Freude, an mich adressierte Briefumschläge aus den Partnerministerien und Regierungsstellen morgens auf meinem Schreibtisch vorzufinden.
Die braunen Umschläge aus scheinbar handgeschöpftem Papier, sorgsam handbeschriftet und mit offiziellen Aufklebern und Briefmarken versehen, scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen. Jener Zeit, in der berittene Boten der Maharadshas auf steinigen Pfaden und durch enge Schluchten quer durchs Land eilten, um den Informations- und Nachrichtenfluss zu garantieren. Natürlich sind die Umschläge komplett ohne Normung erstellt. Der Brief muss jeweils immer neu und kurios, obskur gefaltet werden, um ihn in das unikate Umschlagformat zu pressen. Die Briefe aus Tamil Nadu werden darüber hinaus von Briefmarken verziert, die den früheren Ministerpräsidenten zeigen, der zugleich Filmstar war, und seine politische Agenda mit epischen Kinospielfilmen kommuniziert und durchgesetzt hat.
Über einen Zeitraum von zwei Wochen erhalte ich jedes Schreiben meist vier Mal:
- Meine Vor-Ort Kollegin, die im Ministerium arbeitet, teilt mir den Inhaltsentwurf des Schreibens per E-Mail mit bevor das Schreiben von der jeweiligen Stelle unterschrieben und verschickt wird.
- Das Schreiben wird von der Regierungsstelle erstellt, unterschrieben und eingescannt. Ich erhalte den Scan des Schreiben von der Regierungsstelle als E-Mail mit Anhang.
- Meine Vor-Ort Kollegin, die eine Kopie der E-Mail erhalten hat, leitet mir diese "sicherheitshalber" auch nochmal weiter.
- Das Schreiben kommt als Original in Briefformat bei mir im Büro an.
Foto: Post aus der Landesregierung in Tamil Nadu