Direkt zum Hauptbereich

Chaibrauen


Ich war wohl kaum zwanzig Jahre alt und mittendrin auf der stetigen Suche nach allem und irgendwas. Im Schwarzwald hielten mich der Schwarzwald, eine Rasselbande lustiger Freunde und eine Tischlerausbildung bei Laune. 

Wir saßen mal wieder bei goldenem Abendlicht und langen Schatten, im tiefen Wald hoch über der kleinen Stadt auf dem spitzen Dach einer Schutzhütte, als unter uns ein sonderlicher Mensch die Lichtung betrat. Er leuchtete von Innen. Seine langen, lockig-wallenden braunen Haare fielen luftig auf die weiße Kurta, die ihn umhüllte. Dazu trug er eine weiße Stoffhose und ein winziges Täschchen über der Schulter. Ich glaube nicht, dass er Schuhe an den Füßen hatte. 

Als er uns sah, und als wir ihn sahen, war der erste Blick kein Blick, sondern ein beiderseitiges Grinsen. Von irgendwoher wussten wir, dass wir uns treffen und ein gemeinsames Stück des Weges gehen würden.  

Von ihm habe ich gelernt (Masala-) Chai zu kochen - schwarzen Tee mit Gewürzen und Milch. Aus Bequemlichkeit hatte ich bislang in Delhi auf fertige Masalamischungen zur Teezubereitung zurückgegriffen. Doch die Fähigkeit der Chaizubereitung schlummerte nur und ist nun wieder erwacht. Seit einigen Wochen bin ich mit meiner kleinen Metalldose voller Gewürze wieder am Zubereiten von Masalachai. Prost, und anbei mein Rezept.

ca. 0,75l Wasser
4 Teelöffel Schwarztee
4 Teelöffel Zucker oder Honig
10 Pfefferkörner zerstoßen
4 Kardamomschoten aufgeschnitten und zerstoßen
3 Nelken durchgebrochen
1 kleine Zimtstange reingebröselt
1 daumengroßes Stück frischen Ingwer geschält und grob kleingeschnitten

Das alles aufkochen und kurz köcheln lassen.
Dann ca. 0,5l frische Kuhmilch dazu und drei Mal mit rituellem "Ommmm" aufkochen. Durch ein Sieb schütten oder mit einer Frenchpress servieren. 

Bild: Das Chaigewürzdöschen mit Döschen im Döschen. Im Uhrzeigersinn: oben Zimt (aus Bolivien), Kardamom, Nelken, Pfeffer, mittig Zucker.