Wir saßen mal wieder bei goldenem Abendlicht und langen Schatten, im tiefen Wald hoch über der kleinen Stadt auf dem spitzen Dach einer Schutzhütte, als unter uns ein sonderlicher Mensch die Lichtung betrat. Er leuchtete von Innen. Seine langen, lockig-wallenden braunen Haare fielen luftig auf die weiße Kurta, die ihn umhüllte. Dazu trug er eine weiße Stoffhose und ein winziges Täschchen über der Schulter. Ich glaube nicht, dass er Schuhe an den Füßen hatte.
Als er uns sah, und als wir ihn sahen, war der erste Blick kein Blick, sondern ein beiderseitiges Grinsen. Von irgendwoher wussten wir, dass wir uns treffen und ein gemeinsames Stück des Weges gehen würden.
Von ihm habe ich gelernt (Masala-) Chai zu kochen - schwarzen Tee mit Gewürzen und Milch. Aus Bequemlichkeit hatte ich bislang in Delhi auf fertige Masalamischungen zur Teezubereitung zurückgegriffen. Doch die Fähigkeit der Chaizubereitung schlummerte nur und ist nun wieder erwacht. Seit einigen Wochen bin ich mit meiner kleinen Metalldose voller Gewürze wieder am Zubereiten von Masalachai. Prost, und anbei mein Rezept.
ca. 0,75l Wasser4 Teelöffel Schwarztee4 Teelöffel Zucker oder Honig10 Pfefferkörner zerstoßen4 Kardamomschoten aufgeschnitten und zerstoßen3 Nelken durchgebrochen1 kleine Zimtstange reingebröselt1 daumengroßes Stück frischen Ingwer geschält und grob kleingeschnittenDas alles aufkochen und kurz köcheln lassen.Dann ca. 0,5l frische Kuhmilch dazu und drei Mal mit rituellem "Ommmm" aufkochen. Durch ein Sieb schütten oder mit einer Frenchpress servieren.
Bild: Das Chaigewürzdöschen mit Döschen im Döschen. Im Uhrzeigersinn: oben Zimt (aus Bolivien), Kardamom, Nelken, Pfeffer, mittig Zucker.