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Jamals erster Frisörbesuch

Es ist Sommertag. Her muss die Sommerfrisur. Bei Jamal und bei Papa. Jamals Kopfwollestil ist bislang geprägt von zahlreichen väterlichen Schneideterminen. Wenn sich Innovation und Experimentierlust mit Selbstüberschätzung und Dilettantismus mischen, kommt meist Gutes bei raus. Mit Bastelschere, iPad (Ablenkung) und einigen Basistipps in Sachen Haareschneiden von Tante Erika, ging bislang das Kürzen gut von der Hand und war obendrein eine grandiose Vater-Sohn Teambuilding Maßnahme. 

Warum davon abrücken? Weil das Drum und Dran eines richtigen Frisörbesuches, zumal beim nahe gelegenen Frisör mit jungem gemischt südeuropäisch-nordafrikanischem Team, ähnlich reichhaltige Lebenserfahrungen verspricht.

Vertrauen und Vertrautheit zu den genannten Frisören sind bei Jamal schon da: zum Einen sind das quasi unsere Nachbarn, zum Anderen ist es nun schon das dritte Mal, daß er neben Papa aus dem Frisörstuhl heraus die professionelle Frisörtätigkeit der Schwarzgelmatten begutachtet. Jedes Mal danach kam die unbedingte Bitte beim nächsten Mal doch auch selber dran zu dürfen. Nun also.

Ein Spezialaufsatz über dem eigentlichen Frisörstuhl lässt Jamal von oben herab über dem gesamten Salon thronen. Zusätzlich in einen Drachenumhang gekleidet, lehnt er es nach kaum einer Minute rigoros ab, dass ihm die Haare geschnitten werden. Ich hatte ja schon sowas geahnt. Wie gut, dass ihn der zunächst wortkarge Herr mit dem Rasierapparat in der Hand nicht versteht, und auch mein Bedauern darüber, daß wir es dann halt ein andermal versuchen müssten, höflich übergeht, um einfach mit dem Schneiden zu beginnen.

Ab hier bergab und Rückenwind. Das leise Surren der Rasiermaschine fasziniert Jamal. Er kann sich selbst und das Treiben um ihn herum im riesigen Spiegel vor ihm beobachten und bemerkt zudem schnell, dass er mit seinen Kommentaren und Fragen den ganzen Salon unterhält. Der Frisör spricht zunächst kein Wort und macht einfach sehr akkurat und still fröhlich seinen Job. Erst als später herauskommt, dass er und auch seine Kollegen fließend Spanisch sprechen, wird wild gebrabbelt und über den "joven guapito" fabuliert. 

Wortlos, aber tief verbunden lächelnd gehend wir dann die paar Meter nach Hause. Die Reflexionen der Sonnenstrahlen gleissen auf unseren nass gegelten Häuptern. 

Foto: Jamal auf dem Frisörstuhl
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