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Der Kondom Kiosk

Kondom Kiosk

Am ersten Dezember was über AIDS schreiben ist vorbildlich. Dem wird hiermit nachgekommen.

Das Thema HIV/AIDS ist in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Mosambik ein so genanntes Querschnittsthema. Weil die allgemeine Situation auf diesem Gebiet in Mosambik recht dramatisch ist, soll also jeder Mitarbeiter etwa fünf Prozent seiner Arbeitszeit diesem Thema widmen. Ich könnte also zwei Stunden pro Woche mit einem Besenstiel durch das Munizip laufen, und munter Kondome darüberstreifen, oder meine Kolleginnen und Kollegen mit Fragen leicht unterhalb der Gürtellinie belästigen. Doch glücklicherweise haben wir eine professionelle Betreuung zu diesem Themenfeld an unserer Seite, die uns den Horizont der möglichen Aktionen und Projekte extrem erweitert. Dennoch beschreibe ich heute "nur" eine von den kleinen tagtäglichen Möglichkeiten, wie sich dieses wichtige Thema in meinem Arbeitsalltag verankert hat.

Vom scheidenden Kollegen Adrian aus Beira habe ich vor einigen Monaten einen "Kondomkiosk" für mein Büro bekommen. Es handelt sich dabei um ein liebevoll aus Holz nachgebautes Modell eines Schlafzimmers im Massstab eins zu zehn, mit einem Bett, Nachttischchen, Bildern an den Wänden, mit einer hölzernen Frau, mit einem hölzernen Mann und einem seitlich angebrachten grossen Fach, welches mit Kondomen gefüllt werden kann.

Jeder Gast in meinem Büro kann sich dort umsonst mit Kondomen versorgen - so die Idee. In einer Stadt wie Manica, in der etwa jede fünfte Person HIV positiv ist, scheint dies ein zwar kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Aufklärung und zur Bekämpfung der Ausbreitung dieses Virus' zu sein.

In der Realität meines Arbeitsalltags übertrifft dieses kleine "AIDS Aufklärungswerkzeug" meine Erwartungen. Praktisch jeden Tag spielen meine mosambikanischen Kollegen aus der Stadtverwaltung nun mit den beiden hölzernen Figuren herum. Und das kam so:

Als ich den Kondomkiosk bekam sassen Mann und Frau etwas ratlos in Unterwäsche nebeneinander auf der Bettkante fixiert. "Spass am Sex sieht anders aus", dachte ich mir, und veränderte die Szenerie geringfügig: ich löste die beiden auf die Bettkante geklebten Figuren und positionierte sie in eindeutiger Koitusstellung. Die nunmehr losen Figuren laden dazu ein, viele neue Stellungen im Modell auszuprobieren. Seitdem wird auf meinem Schreibtisch jeden Tag in vielen illustren Positionen im Massstab eins zu zehn gevögelt. Der immer gleiche Kiosk wird somit nie langweilig. Und jeden Tag ergeben sich aus diesem Spass heraus unzählige Möglichkeiten mit den Kolleginnen und Kollegen über das Thema HIV zu sprechen - ungezwungen, mit einem Lachen und mit Freude.

Ich komme seitdem kaum mit dem Nachfüllen des Kondomfaches hinterher.

Foto: der Kondomkiosk vor der Modifikation