Neulichst hat Simbabwe, das sympatische Nachbarland von Mosambik, seine Währung, den Simbabwe Dollar, kaputtgespielt. Um den Staatshaushalt aufzuhübschen, hat die Regierung munter Banknoten gedruckt und auf einmal hatten alle ganz viel Geld, bzw. Geld mit ganz vielen Nullen. Weil die Nullen irgendwann nicht mehr auf die Scheine drauf gepasst haben, wurden von Zeit zu Zeit in 1000er Schritten die Nullen wieder entfernt. Sicher hätte man auch einfach die Schriftgrösse auf den Scheinen verkleinern können. Auf die Idee ist aber wohl niemand gekommen. So oder so mussten also alle Scheine nach jeder Nullenentfernung wieder neu layoutet werden. Das war für Herrn Mugabe, den Diktator von Simbabwe immer eine schöne Gelegenheiten, sein Bild auf den Scheinen zu aktualisieren.
Für den Einzelhandel bedeutete diese Zahlenjongliererei mit sovielen Nullen jedoch einen erheblichen Einbruch in der Kundenzufriedenheit. Wenn man sich als Kunde in einem simbabwianischen Supermarkt zum Beispiel einen Liter Milch am Milchregal für 10 Simbabwe Dollar in den Einkaufswagen legte, dann war nach einem kurzen Plausch an der Käsetheke und einem Abstecher zur Wurstfachverkäuferin der gleiche Liter Milch an der Kasse bereits um das zehnfache teurer geworden. An immer mehr Handelsorten in Simbabwe wurde daher mit anderen Währungen bezahlt, die zwar nicht so imposante Zahlen auf ihren Scheinen hatten, dafür aber konstant im Wert waren. Und irgendwann im Jahre 2009 überlegte sich auch der Diktator, dass es doch viel einfacher sei, auf eine bereits eingespielte und funktionierende Währung wie z.B. den US Dollar zu setzen, anstatt diese elendige Nullnummer mit der eigenen Währung durchzuziehen. Einziger Wehrmutstropfen war wohl, dass er die US Notenbank nicht davon überzeugen konnte, sein stetig aktualisiertes Passbild als Konterfei für die Dollarnoten zu verwenden.
So wurde also der US Dollar das offizielle Zahlungsmittel in Simbabwe. Und obwohl es die offizielle Erlaubnis der US Notenbank gibt, neben den Banknoten auch Münzen zu verwenden, ist heute bei allen Transaktionen und Handelsaktivitäten die Ein-Dollar-Note die kleinste existierende Einheit in Simbabwe. Es scheint nicht so einfach zu sein, die Münzen für eine ganze Volkswirtschaft über den Atlantik zu schaffen. Das ist zum einen bitter für den gesamten Servicesektor, weil so kaum Trinkgelder bezahlt werden. Ausserdem ergibt sich das Problem, dass bei krummen Beträgen kein Rückgeld gegeben werden kann.
Die grossen Supermarktketten in Simbabwe haben das auf sehr elegante Weise gelöst: Rückgeld unter einem Dollar wird in Form von Lollies herausgegeben. Wir haben zum Beispiel beim Spar Supermarkt in Mutare für 3 Dollar und 50 Cent Saft gekauft, mit einer Fünf-Dollar-Note bezahlt, und als Rückgeld eine Ein-Dollar-Note und zwei Lollies (Erdbeere und Himbeere) erhalten. Als "Kleingeld" hat jetzt also der Simbabwianer immer einen Beutel mit Lollies dabei (wenn er sie nicht, so wie wir, schon weggelutscht hat). Es ist bereits jetzt absehbar, dass sich nach und nach der Lolli als alleiniges offizielles Zahlungsmittel, zusammen mit Schokoriegeln und Pralinenpackungen für grössere Beträge durchsetzen wird. An den internationalen Finanzmärkten wird hinter den Kulissen bereits an der Umsetzung dieses Schrittes gearbeitet.
Foto: "Kleingeld" weggelutscht.