Das Schulgelände der American Embassy School in Delhi ist die letzten vier Jahre unser Anker und unser Bezugspunkt gewesen. Dort treffen wir jeden Tag einen grossen Teil unserer befreundeten Familien. Und dort verbringen wir auch viel Freizeit.
Es ist an diesem Wochenende als wir erfahren, dass nunmehr das Schulgelände bis Ende März geschlossen ist. Nach dem Wochenende werden die Flughäfen geschlossen, so dass es nicht mehr möglich sein wird, das Land zu verlassen. Alle starren permanent auf ihre Telefone und verfolgen die Corona-Statistiken. Es herrscht Ungewissheit, wie es in Indien weitergehen wird. Bange Fragen und Unsicherheiten. Einige Familien haben sich daher schon entschlossen in ihre Heimatländer abzureisen.
Es sind beklemmende Tage. Alles könnte perfekt sein. Das Wetter ist toll. Der wenige Verkehr und der eingeschränkte Flugbetrieb haben die Luft sauber und den Himmel über Delhi blau gemacht. Alle geniessen nochmal den Pool und die schönen Grün- und Spielanlagen ebenso wie den Platz und den Raum um sich herum, bevor es für ungewisse Zeit in die eigenen vier Wände geht. Taschen voller Bücher und DVDs werden aus den beiden Bibliotheken ausgeliehen und rausgeschafft. Abschiede ohne sich nahe kommen zu dürfen. Ohne zu wissen, wann man sich wiedersehen wird. Ob man sich überhaupt wieder sehen wird, da bei einigen ohnehin die Zeit in Delhi sich dem Ende neigte. Die Erwachsenen stehen mit Abständen und nicht selten mit Tränen in den Augen beieinander, während die Kinder kreischend herumtoben.
Doch dann ist da auch trotzige Zuversicht und ein unbändiges Vertrauen der ganzen Gemeinschaft, auch dieser Situation positive Dinge abzuringen. In Flipflops bei Papageiengeschnatter mache ich auf der grossen Rasenfläche meine letzten dienstlichen Skypekonferenzen der Arbeitswoche und spiele danach mit den Kindern.
Foto: Georg im Homeoffice
