Die Zwölftausend Kilometer zwischen mir und meiner Familie sind für eine volle Woche nur schwer zu ertragen. Und die damit verbundenen neuneinhalb Stunden Zeitunterschied machen es nicht leichter. Wir videotelefonieren also morgens und abends - wobei "morgens" und "abends" am jeweils anderen Ort das Gegenteil bedeutet.
Ich sitze im Morgengrauen in einem Café. Draußen kämpft Washington mit dem leichten Schneefall und Jamal und Kiran toben auf dem Smartphone-Bildschirm in kurzen Hosen und T-Shirts auf der Terrasse und pütschern mit Wasser in der lauen Abendsonne in Delhi.
Und dann zwölf Stunden später kann ich im kalten Hotelzimmer am späten Abend in Washington kaum mehr meine Augen offenhalten, während meine drei Lieben durch den wild hupenden Delhi-Morgenverkehr in der goldenen Sonne zur Schule fahren. Die Jungs kreischen voller Energie und schlagen mit der Telefonkamera Purzelbäume.
Die Überlagerung dieser Lebenswelten direkt vor mir in der Hand halten zu können, fasziniert. Die riesige Entfernung und die vielen Flugstunden verpuffen mit einem Fingerschnipp und natürlich lindert es die Trennung.
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