Ich erzähle von einem Moment voll Poesie und innerer Anmut. Einem Moment für die Ewigkeit. Es gibt große Momente für die Ewigkeit (Brandts Bußfall, wenn Napoleon irgendwas Großes getan hat, “Ick bin ein Berliner”, o.ä.) und es gibt die kleinen Momente für die Ewigkeit. Von Letzterem soll hier die Rede sein.
“Schon seltsam,
wie leicht man vergisst,
dass alles,
was man tut,
für immer ist.”
Spardosen Terzett, Für immer.
Für die Holi-Büroparty war alles auf der hohen Dachterrasse über der Stadt vorbereitet. Die Tische auf denen die Farbpigmente in großen Tellern haufenweise bereit lagen, um in die Luft und auf die Gesichter geschleudert zu werden, waren ebenso hergerichtet wie die Getränke, und der kleine Essensstand mit frisch zubereitetem Streetfood-Chaat. Eine dreiköpfige Trommelkombo wechselte sich unter dem schattigen Baldachindach mit der Musik aus den großen Lautsprecherboxen ab. Manche Umherstehende, fast alle in weißen indischen Klamotten, waren bereits von kleineren Wasser- und Farbschlachten durchnässt und bunt mit Farben besprenkelt.
Im Halbrund der Trommler beginnen auf einmal zwei indische Kollegen einen Tanz. Dies mit zunächst nur angedeuteten, dann klar rythmischen Bewegungen. Sie sind bereits stark bunt gezeichnet von den Farbspielen und schauen sich fest in die Augen, während ihre Körper mit lang ausgestreckten Armen einander zugewandt die synchronen Tanzbewegungen vollführen. Der zweisame Reigen vollzieht sich ohne eine einzige Berührung, und doch bewegen sie sich perfekt aufeinander abgestimmt.
Das sieht schon ganz nett aus, aber dann schwillt die Lautstärke der Trommeln an. Erst jetzt erkenne ich, dass einer der beiden eine große Bierflasche in der Hand hält, deren Öffnung er nun mit dem Daumen verschließt. Den Bierarm führt er weit weg vom Körper, während der eigentliche Tanz ungestört weiter geht. Mit dem Rythmus wiegt er in unmerklich ruckartigen Bewegungen die Bierflasche - und dann gibt er mit dem Daumen einen kleinen spaltweit die Öffnung frei. Die Blicke der beiden Männer halten sich aneinander fest und lassen keine Ablenkung erkennen, als mit einer majestätischen Leichtigkeit und Grazie ein dünner, schaumiger Bierstrahl einen perfekten Bogen von der Flaschenöffnung bis über die beiden Köpfe der Tänzer beschreibt.
Der bierführende Tänzer hält im Einklang mit der Musik durch rythmische und ruckartige Bewegungen seines Bierarms den Innendruck der Bierflasche konstant, so dass die feine, bogenförmige Fontäne des kühlen Getränkes ununterbrochen auf die Köpfe und Körper der beiden Tanzenden herabregnet.
Auf einmal steht die Zeit still. Die einzelnen Biertropfen werden sichtbar, wie sie in Superzeitlupe zerstäuben und sich mit den in der goldenen Luft umherschwirrenden bunten Pigmenten vermischen. Licht, Bier, Farbe und Schall treffen in diesem einen ausgewähltem Moment aufeinander und erleuchten in einem lichtbogenartigen Blitz die Szenerie. Dann herrscht absolute Stille. Kein Trommeln, kein Reden, kein Verkehrslärm mehr.
Schließlich ist das bewegte Bild fertig gezeichnet und Geräusche und Geschwindigkeit kehren zurück auf die Dachterrasse an diesem einen Holinachmittag in der goldenen Nachmittagssonne in Delhi.
Foto: Natürlich gibt es von der magischen Szene keinerlei Bildmaterial. Daher ein Foto von mir und meinem Kollegen Manpreet am selben Nachmittag am selben Ort.
“Schon seltsam,
wie leicht man vergisst,
dass alles,
was man tut,
für immer ist.”
Spardosen Terzett, Für immer.
Für die Holi-Büroparty war alles auf der hohen Dachterrasse über der Stadt vorbereitet. Die Tische auf denen die Farbpigmente in großen Tellern haufenweise bereit lagen, um in die Luft und auf die Gesichter geschleudert zu werden, waren ebenso hergerichtet wie die Getränke, und der kleine Essensstand mit frisch zubereitetem Streetfood-Chaat. Eine dreiköpfige Trommelkombo wechselte sich unter dem schattigen Baldachindach mit der Musik aus den großen Lautsprecherboxen ab. Manche Umherstehende, fast alle in weißen indischen Klamotten, waren bereits von kleineren Wasser- und Farbschlachten durchnässt und bunt mit Farben besprenkelt.
Im Halbrund der Trommler beginnen auf einmal zwei indische Kollegen einen Tanz. Dies mit zunächst nur angedeuteten, dann klar rythmischen Bewegungen. Sie sind bereits stark bunt gezeichnet von den Farbspielen und schauen sich fest in die Augen, während ihre Körper mit lang ausgestreckten Armen einander zugewandt die synchronen Tanzbewegungen vollführen. Der zweisame Reigen vollzieht sich ohne eine einzige Berührung, und doch bewegen sie sich perfekt aufeinander abgestimmt.
Das sieht schon ganz nett aus, aber dann schwillt die Lautstärke der Trommeln an. Erst jetzt erkenne ich, dass einer der beiden eine große Bierflasche in der Hand hält, deren Öffnung er nun mit dem Daumen verschließt. Den Bierarm führt er weit weg vom Körper, während der eigentliche Tanz ungestört weiter geht. Mit dem Rythmus wiegt er in unmerklich ruckartigen Bewegungen die Bierflasche - und dann gibt er mit dem Daumen einen kleinen spaltweit die Öffnung frei. Die Blicke der beiden Männer halten sich aneinander fest und lassen keine Ablenkung erkennen, als mit einer majestätischen Leichtigkeit und Grazie ein dünner, schaumiger Bierstrahl einen perfekten Bogen von der Flaschenöffnung bis über die beiden Köpfe der Tänzer beschreibt.
Der bierführende Tänzer hält im Einklang mit der Musik durch rythmische und ruckartige Bewegungen seines Bierarms den Innendruck der Bierflasche konstant, so dass die feine, bogenförmige Fontäne des kühlen Getränkes ununterbrochen auf die Köpfe und Körper der beiden Tanzenden herabregnet.
Auf einmal steht die Zeit still. Die einzelnen Biertropfen werden sichtbar, wie sie in Superzeitlupe zerstäuben und sich mit den in der goldenen Luft umherschwirrenden bunten Pigmenten vermischen. Licht, Bier, Farbe und Schall treffen in diesem einen ausgewähltem Moment aufeinander und erleuchten in einem lichtbogenartigen Blitz die Szenerie. Dann herrscht absolute Stille. Kein Trommeln, kein Reden, kein Verkehrslärm mehr.
Schließlich ist das bewegte Bild fertig gezeichnet und Geräusche und Geschwindigkeit kehren zurück auf die Dachterrasse an diesem einen Holinachmittag in der goldenen Nachmittagssonne in Delhi.
Foto: Natürlich gibt es von der magischen Szene keinerlei Bildmaterial. Daher ein Foto von mir und meinem Kollegen Manpreet am selben Nachmittag am selben Ort.