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Sokolljahnsen-Magie


Im Bioladen bestellt Herr Jahnsen beim Verkäufer eine Kuchenbackmischung, die gerade nicht vorrätig ist.
“Ist gut Herr Jahnsen. Können Sie nächste Woche abholen.” 
Das schnurlose Telefon vom Verkäufer klingelt. Eine Frau Sokoll möchte irgendeinen Süßstoff bestellen. 
Herr Jahnsen ist ganz Ohr. 
“Ist gut Frau Sokoll. Können Sie nächste Woche abholen.” 
Der Verkäufer legt auf und geht vor sich hinmurmelnd zur Kasse.

“Sokoll, Jahnsen … wie merke ich mir das jetzt ...Sokoll, Jahnsen …” 

Herr Jahnsen denkt: wenn er gleich nochmal "Sokoll, Jahnsen" sagt, renne ich “Respekt!”-schreiend, mit hochgerissenen Armen wild jubelnd, durch den Laden. Der Verkäufer sagt es noch ca. 14 Mal, weil er keinen Zettel und Stift im Kassenbereich findet. Damit nicht genug. Er ruft durch den ganzen Laden zu seiner Kollegin: 

“Marlene, schreibst Du mal SOKOLL, JAHNSEN auf einen Zettel!?” 
“Wiebitte?” 
“SOKOLLJAHNSEN!” 
“SOKOLL, JAHNSEN?” 
“JA, SOKOLLJAHNSEN!”

Unbeweglich steht Herr Jahnsen mitten im Laden und muss sich am Einkaufswagen festhalten. In schillernden Transparenzeffekten überblenden sich die Realitäten verschiedener Zeitschichten vor seinem inneren Auge. Wahrhaftig gelebte Wirklichkeitsfetzen sickern zwischen den Epochen hin und her. 

“Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt (...)”. 

Sokolljahnsen am morgendämmernden Tresen bei Rosie um halbsechs. 
Sokolljahnsen in der abgerockten Kickerecke in der Haifischbar. 
Sokolljahnsen in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar eines beliebigen Jahres den gemeinsamen zweitägigen Geburtstag feiernd.
Sokolljahnsen in Block 8 im Eintrachtstadion als Zeitzeugen unglaublicher Drittliga-Fußballmomente. 
Sokolljahnsen in einem offenen Jollenkreuzer voller Bierdosen, Horizontalregen und Windstärke 8 dem Holländer den Schneid abkaufend.
Sokolljahnsen, Sokolljahnsen, Sokolljahnsen.  

Wortlos zahlt Herr Jahnsen ein Müsli aus k.b.A. und die anderen Sachen und geht sanft lächelnd nach Hause mit einer guten Geschichte, die er seinem Kumpel Thorsten Na-wie-ist-wohl-sein-Nachname berichten kann.

Foto: Sokolljahnsen Collage