"Mr. George, do you trust your car?" Wir stehen im Nieselregen mit dem Auto vor der Tischlerei. Die Bänke für die New Horizon School sind alle fertig, und stehen seit zwei Tagen im Regen. Wo auch sonst? Das Dach der Tischlerei taugt nicht mal richtig als Schattenspender, geschweige denn als Schutz vor Regen. Die bis zu 5cm dicken Eukalyptusbohlen der Bänke haben sich mit Wasser vollgesogen. Eine Bank wiegt nun knappe 40kg. Das sind bei 20 Bänken etwa 800 kg Gewicht. Gerade mal die Hälfte der Bänke sind aufgeladen. Die hinteren Reifen des Pickups versinken im Dreck, der sich hier unterhalb des Marktes mit dem Müll und den Exkrementem aus dem offenen Abfluss der öffentlichen Toiletten vermischt. Ich drehe mich zum Schulleiter Mr. Bright, der die Frage an mich gerichtet hat: "Yes, no problem, let´s continue."
Mit einigen Helfern wuchten wir die Bänke auf die Ladefläche. Die Helfer sind nicht leicht zu finden, denn obwohl die Stadt voller Leute ist, sind nun zwischen den Feiertagen alle schwer beschäftigt. Die Marktfrauen und Kinder verkaufen die wichtigen Festtagswaren vom Grillhuhn bis zur Feuerwerksrakete. Und ein erschreckend grosser Teil der Männer sieht die Feiertage als direkte Aufforderung zum Dauerbesäufnis.
Natürlich gibt es keine Gurte zum Befestigen. Uns bleibt nichts anderes übrig als die Bänke so ineinander zu verkanten, dass sich eine halbwegs stabile Stapelung ergibt. Alles ist voller rotem Schlamm. Der Nieselregen wird stärker und dichter. Und die Tipps der herumstehenden Experten mit Bierflaschen in den Händen werden immer absurder.
Das Auto hängt bis zu den Stossfängern durch. Die Wege sind mehr Gebirgsbäche und Schlickrutschen als Fahrstrassen. Zum Glück ist es nicht so weit, und zum Glück laden hier alle ihre Auto so chaotisch voll, meist noch garniert mit festgebundenen Tieren, so dass wir nicht weiter auffallen. Die vielen provisorischen Marktstände lassen auf der Strasse kaum Platz zum Passieren. Und dann gilt es auch noch den vielen Schnapsleichen auszuweichen. Wir schlingern im Schritttempo hoch zur Schule, die im alten Gebäude der Kirche untergebracht ist. Dort warten wir auf das Ende des Regens und laden dann alles ab.
Ich habe dem Schulleiter aufgetragen, bei jedem kleinsten Sonnenschein die Bänke sofort nach draussen zum Trocknen zu stellen. Das Holz ist sehr stabil, die Konstruktion ist sehr solide (die Nägel können jetzt im Holz festrosten) und so wird das kein Problem sein.
Nun haben die Kinder der New Horizon School zumindest schonmal Sitzgelegenheiten im Neuen Jahr. Fehlen nur noch die Bücher, deren Kauf nächste Woche angegangen wird!
Foto: Mr. Bright (mittig) mit Nachbarin und Nachbar, sowie drei Schulkindern, darunter Felimon im karierten Oberteil.