Direkt zum Hauptbereich

Bei mir alles gut

Handschlag

Wenn sich zwei Bekannte in der Stadt treffen, ist es ja logisch, dass der jeweils andere fragt wie es einem geht. Im ideal angenommenen Regelfall werden also vier Sätze gewechselt, zwei von jeder Person:

Person 1 und 2 treffen sich.
Person 1: Wie gehts?
Person 2: Gut. Danke.
Person 2: Und wie gehts Dir?
Person 1: Mir gehts auch gut. Danke.

Ich beobachte gerade in Mosambik, dass hier zunehmend, wohl aus allgemeiner Übereinkunft heraus, und aus der zwangsläufigen Logik, dass natürlich der andere fragt wie es einem gehe, die beiden einleitenden Fragesätze bei einer normalen Begrüssung weggelassen werden. Die Konversation verkürzt sich also wie folgt:

Person 1 und 2 treffen sich.
Person 1: Bei mir alles gut. Danke.
Person 2: Bei mir auch alles gut. Danke.

Es scheint auf den ersten Blick etwas egoistisch, dem Gegenüber als aller erstes sein eigenes Befinden mitzuteilen, anstatt sich erst nach dem Befinden des anderen zu erkundigen. Vielleicht kann man darin jedoch auch eine besondere Form der Höflichkeit sehen, die guten Nachrichten über einen selber (wenn es einem denn gut geht) sofort zu präsentieren. Gute Nachrichten sind schliesslich immer willkommen und gern gehört.

Passend dazu ein Dialog im Radio Comunitaria von Manica, den ich vor einigen Tagen aufgeschnappt habe. Es war eine dieser Gruss-Sendungen, wo Hörer anrufen, live in die Sendung geschaltet werden und Freunde und Verwandte grüssen können.

Moderatorin (fragend): Hallo, hier Radio Comunitaria...?!
Anrufer (leicht schläfrig): Hallo. Mir gehts gut.
Pause
Moderatorin (süffisant): Ja, gibt es noch andere Neuigkeiten?
Anrufer: Nein.
Musik setzt ein und die Sendung geht weiter.

Umso schöner und verbindlicher ist vor diesem Hintergrund die hiesige Angewohnheit, nach dem Händeschütteln zur Begrüssung die Hand des Freundes oder Bekannten danach noch etwas länger festzuhalten. Gerne können so einige Minuten vergehen, in denen man händchenhaltend auf der Strasse steht und sich unterhält.

In diesem Sinne: "Danke, mir gehts gut."