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MOZ hat die Haare schön

Mosambik. Erstes Mal in Afrika. Was wird am Anfang wohl das Prägendste sein? Welche Eindrücke werden mich am Meisten beschäftigen im Alltag der ersten Tage?
Diese Fragen stellt sich wohl unbewusst fast jeder, der in ein fremdes Land geht. Und genauso unbewusst und automatisch beantwortet jeder für sich diese Fragen mit Bildern, die eine Erwartung aufs Neue umschreiben, die nur begründet sein kann auf den Dingen, die man bereits über das Land gehört, gelesen oder sonstwie erfahren hat.
Ich dachte vorher, als grosser Weisser in einer Menschenmasse aus Schwarzen zu sein, würde dieses Prägende der ersten Tage darstellen. Weit gefehlt. In Indien fühlte ich mich viel mehr beäugt und verfolgt von den interessierten und neugierigen Augen der Inder. Auch wurde ich anfangs oft und gerne von irgendwelchen Leuten mit "hello, my friend" angesprochen. Das anfängliche Grundgefühl war das eines außenstehenden, herausgehobenen Betrachters. Hier in Mosambik, wo auch viel weniger Menschen auf der Strasse sind, fühle ich mich zumindest in Maputo hingegen eher als normaler Teil des Strassenlebens. Und was war dann statt dessen, der anfangs beschriebene prägende Eindruck? Die Haare der Damen.
Die extreme Krausheit der hiesigen Haare, also die feinste Gelocktheit gepaart mit der hohen Haardichte bietet der kreativen Haargestaltung eine breite Basis für die aus europäischer Sicht extravagantesten Frisuren. Darauf war ich nicht vorbereitet. Mit aufgerissenen Augen und wohl halboffen staunendem Mund glotzte ich in den ersten Tagen den Mädchen und Damen mit ihren atemberaubenden Zopffrisuren nach. Mal stehen die Zöpfe in alle Himmelsrichtungen und sind an den Enden mit verschiedensten Perlen verziert, dann wieder sind die Zöpfe auf der Kopfhaut entlang geflochten oder die Zöpfe sehen aus wie Wollfäden, gehen bis weit über die Schultern, sind in verschiedenen Farben blondiert oder es werden aus Zöpfen wiederum grössere Zöpfe geflochten. Zöpfe aus Zöpfen. Dazu die Herren und Jungs mit geplegter Kurzhaarfrisur. Mein erstes Urteil zielsicher aus der Hüfte geschätzt: MOZ hat die Haare schön!
Und doch gibt es hier eine Kehrseite. Die hässliche Fratze eines afrikanischen Frisurentrends, der die natürliche Schönheit der haarigen Krausheit ad absurdum führt: Haarverlängerungen aus Kunststoffhaar. Die "Verlockung" ist klar: eine Zopffrisur lässt sich mit künstlichen Zöpfen der gleichen Flechtart und Flechtdicke relativ einfach verlängern. Es müssen nicht wie bei einer regulären Haarverlängerung tausende Haare angeschweisst werden, sondern es werden ein paar Dutzend Zöpfe angeflochten, und fertig. Doch das Plastikmaterial sieht meist rundum übel aus, und lässt sich offensichtlich auch schlecht pflegen. Und es passieren peinliche Haarpannen: in Maputo saß uns eine junge Dame mit wild-blonden Kunsthaaren des Typs Britney Spears gegenüber. Als sie nach einer Stunde ging, blieb eine blonde Riesenlocke an ihrem Platz zurück. "Es bleibt ein Stück, Britney zurück."
Doch hier auf dem Lande in Manica gibt es derlei Frisurenfirlefanz nicht. Mein Lob aus Teil eins gilt hier uneingeschränkt. Und trotz ländlichem Raum, gibt es auch hier immer wieder neue tolle (Zopf) Frisuren zu bestaunen.
Foto: Die Jugend weiß wie es geht. Die Damen bezöpft, die Herren geschoren, der Ausländer irgendwie anders. (aufgenommen in Matola, bei Maputo)