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das ist ja wohl die Höhe (Teil 1)

Dem Nordländer wird es schon leicht schwindelig, wenn er auf einer Düne oder einem Deich steht und von dort oben das famose Meerespanorama überblickt. Gar plötzlich haut es ihn dann aus dem Stand und in Rückenlage in den Dünensand, wenn noch etwas Alkohol z.B. in Form von friesisch herbem Biergenuss mit im Spiel ist.

Nun also aus der Norddeutschen Tiefebene in die Anden. Das Flugzeug ist in El Alto, dem Flughafen von La Paz auf über 4.000m Höhe gelandet. Es ist Mitternacht und die Gebirgslandschaft liegt in der Dunkelheit verborgen. Schon im Flugzeug kurz nach der Landung macht sich der fehlende Sauerstoff bemerkbar. Nachdem das Handgepäck aus dem Fach geholt ist, tritt eine unerwartete Erschöpfung mit leichter Atemnot ein: tief Luft holen, Japsen, als würde man Hyperventilieren. Nur sehr langsam kann ich die Gangway herunter gehen und stehe auf dem riesigen dunklen Rollfeld. Die Luft ist klar, kalt und dünn: Luftplörre. Selbst nach einem tiefen Atemzug will der Körper augenblicklich mehr. Nach ca. 15 Minuten setzt dann ein Gefühl ein, welches mit einem leichten Schwanken auf See vergleichbar ist. Euphorie gepaart mit erzwungener Langsamkeit macht sich wunderbar im Gemüt breit, und auch der erste Kokatee ist nicht unbeteiligt.

In den nächsten Tagen werden dann die verschiedenen naturwissenschaftlichen Gimmicks entdeckt: Knoff-Hoff-Show zum Anfassen.

Kochendes Wasser ist nicht so heiß: Wer sich auf 4000m Höhe aus versehen mal kochendes Wasser über den Latz kippt braucht sich um Verbrennungen nicht zu kümmern. Kochendes Wasser ? Sie baden gerade ihre Hände darin ...

Der Kenner bringt sich eine Bierflasche aus Deutschland mit und öffnet diese publikumswirksam mit dem Feuerzeug: der Kronkorken holt den Putz von der Decke und der Inhalt verlässt binnen Sekunden die Flasche. Der geringe Luftdruck läßt auch mitgebrachte Duschgels und Cremes im Koffer auslaufen.

Die Luft ist außerdem sehr trocken, da fast sämtlicher Wasserdampf in ihr auf dem Weg über die über 6.000m hohe Königskordillere wegkondensiert ist. Diese gefriergetrocknete Luft kompensiert das in La Paz schnell und effizient in dem sie sich die Feuchtigkeit von den Lippen und Nasenschleimhäuten der Menschen holt. Meine Nase pariert diese fiese Attacke der aggressiv trockenen Luft souverän durch tägliches Nasenbluten.

Einheimische behaupten, daß der fehlende Sauerstoff in der Luft dafür verantwortlich ist, daß es kaum Waldbrände gibt (Feuer brennt schlechter). Könnte aber auch daran liegen, daß es hier fast keine Wälder gibt.