In Kambodscha kommen wir in den Genuss, insgesamt drei Jahreswechsel innerhalb eines Jahres feiern zu können. Das "International New Year" (unserem Sylvester), das "Khmer New Year" im April und das "chinesische Neujahr" Ende Januar. Weil letzteres schon übernächste Woche ist, und weil etwa 30% der Bevölkerung Kambodschas einen Chinabezug hat, ist das chinesische Neujahr bereits überall sichtbar.
Das Fest wird durch die Farben rot und gold dominiert. Runde, rote Lampions hängen in den Bäumen vor den Häusern. Dazu rote Schilder mit goldenen Zeichen bemalt, goldene Münzen und lachende Figuren und allerlei anderer Nippes zum Hinhängen und Hinstellen.
Natürlich ist jedes Jahr einem Tierzeichen gewidmet. Nun geht das Jahr des Tigers zu Ende und es beginnt das Jahr des Hasen. Der Dekoindustrie gelingt es dabei mit verblüffender Vollkommenheit den Tieren in den Darstellungen alles Natürliche und Erhabene zu nehmen. Stattdessen kommt es offenbar auf comic-haft überzogene Knuddeligkeit und Cuteness an. Dies zusammen mit einer starken Vereinfachung und Reduzierung auf klare, rundliche, geometrische Formen. Der Tiger wurde meist als Tigerbaby mit runden Öhrchen, riesigen kreisrunden Augen, runden tapsigen Pfoten und weit lachendem Mund gezeigt.
Und jetzt kommen also die Hasen. Das Tier mit bereits DNA-seitig eingebauter Niedlichkeit. Lässt sich an der natürlichen Schnuffeligkeit überhaupt noch drehen? Ja, natürlich. Vor den ehrwürdigen Schriftzeichen tummeln sich nunmehr kichernde Häschen-Babies wie aus einem Disney Cartoon. Dazu werden Haarreifen mit Hasenohren und puschelige Stummelschwänzchen verkauft, wohl um sich auch selber häschenmässig voll ausleben zu können. Mein Fazit, bevor das Jahr überhaupt begonnen hat, lautet daher: für den Einzelhandel wird es nicht das Jahr des Hasen, sondern das Jahr des Bunnies. Prost Neujahr.
Bilder: Geschäftsauslagen mit Neujahrsbunnies

