Wir laufen durch die Innenstadt von Berlin. Gendarmenmakt, Unter den Linden, Brandenburger Tor, Reichstag, Kanzleramt etc.... All die Orte sind mit Kinderaugen betrachtet vermutlich recht flach. Nett, aber flach. Und ich muss das erläutern - verspüre den Drang und die Verpflichtung, meinen Kindern gegenüber, dem ganzen Dimension und Perspektive zu geben.
Also los:
• Unter den Linden - Prachtstrasse. Vorbild Champs Elyssées.
• Brandenburger Tor - ehemaliges Stadttor, deutsche Teilung mit Grenze und irgendwann Party auf der Mauerkrone,
• Reichstag mit der Geschichte unserer Demokratie.
Und so weiter. Unsere Geschichte. Unsere Geschichten.
Dann schlendern wir auf das Denkmal der ermordeten Juden Europas zu. Um uns herum der sonnendurchflutete Tiergarten. Unbedarft fange ich an zu erzählen. Zwinge mich bei der Beschreibung die Nüchternheit und die einfache Sprache der vorangegangenen Stationen beizubehalten. Ich rede zu meinem neunjährigen Sohn. Versuche irgendwie mit einfachen Worten in Worte zu fassen, was nicht in Worte zu fassen ist. Nach zwei oder drei Sätzen geht es nicht mehr. Die Wucht meiner Empfindungen haut mich um. Schweigen. Ich drehe meinen Kopf irgendwie zur Seite weg. Momente vergehen, in denen wir ohne ein Wort Hand in Hand nebeneinander gehen. Mein kleiner Sohn. Und ich mit nassen Augen. Er fragt nicht und ist einfach still, bis ich endlich Fassung finde und weiter erzählen kann.
Dann gehen wir durch die endlose Enge und einschnürende Monotonie des Stelenfeldes. Verweilen, und lassen die Weite des nicht Sichtbaren auf uns wirken. Bis der grüne Horizont des Tiergartens als Hintergrund und Silberstreif am Horizon wieder auftaucht.
Foto: Jamal und Kiran im Stelenfeld
